Schenke anderen die Anerkennung ihres Erfolges

Die wahren Erfolge, die dauerhaft in unserem Gemüt bleiben, sind oft nicht mit Besitz zu messen. Die wahre Kraft von Erfolg zeigt sich meist in ganz anderen Dingen. In dem Stolz, Kinder großgezogen zu haben, in der Freude, die Stürme einer Partnerschaft erfolgreich überstanden zu haben, oder in dem Bewusstsein, einfach nur für andere Menschen da zu sein.

Für andere Menschen etwas zu bedeuten, ist eine ganz wesentliche Triebfeder für uns. Deswegen ist dieser Satz so bedeutend für unser Zusammenleben. Schenke anderen die Anerkennung ihres Erfolges.

Nichts befriedigt uns mehr, als wenn wir anderen Menschen geholfen haben. 

Aber ebenso verletzt uns nichts mehr, als wenn unsere angebotene Hilfe nicht angenommen wird. Dann fühlen wir uns abgewiesen und nutzlos.

Schenke anderen die Anerkennung ihres Erfolges. Diese Lektion habe ich bereits in jungen Jahren erfahren dürfen, als ich einen Menschen sehr enttäuschte, weil ich die Tragweite seiner angebotenen Hilfe gar nicht als so wesentlich erkannt hatte.

Wenn wir jemand anderem die Anerkennung seines Erfolges verwehren, verletzen wir ihn mehr, als wir glauben.

Zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen, ich war eben noch sehr jung und hatte diese Lektion des Lebens noch nicht gelernt. Erstaunlich ist auch, dass wir es wesentlich länger in Erinnerung behalten, wenn wir andere verletzen, als wenn wir selbst verletzt werden. Vielleicht weil wir es einfach nicht mehr umdrehen können.

 

Meine größte Erfahrung mit dem Satz: Schenke anderen die Anerkennung ihres Erfolges

Ich war vierzehn Jahre alt und war bereits als Teenager im Fernsehen extrem erfolgreich. Ich galt bereits als etwas Besonderes. Nicht nur in meiner Klasse. Die ganze Schule wusste, dass ich im Fernsehen auftrat und dort Hauptrollen spielte. Alle meine Mitschüler wussten, dass ich Interviews gab, dass ich eine Agentur hatte und die Fernsehsender um mich buhlten.

Für alle anderen war dies etwas Besonderes, weil es außerhalb ihrer Reichweite lag. Für mich war es völlig normal, weil meine Eltern bereits Schauspieler waren und ich auf Probebühnen groß geworden bin. Die ganze Schauspielerei war für mich nur ein Spiel. Nicht etwas, was man wirklich ernst nehmen sollte. Fremden Text aufzusagen, empfand ich nicht so wesentlich als Lebensziel. Ich wollte mein Abitur machen und Psychologie studieren. Das hatte mich schon immer begeistert und fasziniert.

Aber mit sechzehn Jahren veränderte sich mein Leben dramatisch.

Ich spielte eine Hauptrolle in der Fernsehserie „Der Kommissar“. Damals gab es nur zwei Sender: die ARD und das ZDF. Und so sahen mich 22 Millionen Menschen an diesem Abend in dieser Hauptrolle im Fernsehen. Natürlich auch meine Mitschüler, meine Lehrer und der Schuldirektor. Alle, die mich kannten. Und natürlich auch alle, die mich nicht kannten.

Am nächsten Tag stieg ich völlig ahnungslos in den Bus, um zur Schule zu fahren. Ich kam exakt eine Haltestelle weit. Im vollbesetzten Bus erkannten mich sofort einige Menschen und fingen an zu kreischen. Innerhalb von Sekunden war ich die Attraktion des Linienbusses.

„Oh ja, das ist er.“

„Was? Du fährst noch Bus?“

„Mein Gott! Das ist er!“

Ich war nicht darauf vorbereitet. Ich kam genau eine Busstation weit, dann stieg ich panisch aus, lief nach Hause und vergrub mich dort eine Woche.

Aber das änderte nichts. Auch nach einer Woche war ich noch ein Star in den Augen der anderen. Ich war kein Teenager mehr, kein Schüler, ich war etwas Besonderes geworden. Alles, was ich tat, war ab nun besonders. Besonders toll oder besonders schlecht.

Ich konnte nicht einmal mehr zum Fußballspielen gehen wie jeder andere Junge auch. Alles, was ich auf dem Platz tat, war entweder besonders toll und super oder aber besonders arrogant, überheblich und selbstverliebt.

Aber ich war doch noch immer der Gleiche! Dachte ich.

Aber so dachten nicht die anderen. Die gleichen Aktionen, die eine Woche vorher noch als ganz normal beurteilt wurden, wurden nun mit anderen Augen betrachtet. Ich wurde mit anderen Augen betrachtet.

Der Blickwinkel hatte sich über Nacht bei vielen verändert. Schoss ich ein Tor, wäre ich noch eine Woche vorher dafür bejubelt worden, jetzt drängte ich mich angeblich nur in den Vordergrund. Selbst wenn ich gefoult wurde, gab es böse Kommentare. Wohin ich auch ging, ins Kino, ins Restaurant, man glotzte mich ständig an. Ein normales anonymes Leben war nicht mehr möglich. Ich stand beständig unter Beobachtung.

Mädchen fanden sich gerne an meiner Seite.

Aber ich war mir nicht mehr so ganz sicher, ob sie wirklich mich meinten oder meinen Erfolg. Erfolg kann misstrauisch machen. Ich wurde misstrauisch anderen gegenüber. Und andere wurden misstrauisch mir gegenüber. Keiner verhielt sich mehr normal. Was auch immer ich tat; ich könne mir das ja nur leisten, sagten sie, weil ich erfolgreich sei. Ich hätte ja nur Mädchen, weil ich erfolgreich sei. Und ich dürfe ja nur lange Haare tragen, weil ich berühmt sei.

Ich wurde zum Führer unserer Clique, weil das von mir erwartet wurde. Und ich wurde sogar Klassensprecher, weil das von mir erwartet wurde.

Ich war zum Außenseiter geworden. Nicht weil ich es wollte, sondern weil die anderen mich dazu machten. Sie glaubten nicht mehr daran, dass ich ein ganz normaler Junge war. Sie hoben mich auf einen Sockel, auf dem ich doch gar nicht sein wollte, und zerrten gleichzeitig ständig an diesem Fundament, weil sie sich nun im Vergleich zu meinem Podest so klein vorkamen.

Ich war einsam geworden.

Erfolgreich? Oh ja, sehr. Ich bekam unglaublich viele Angebote als Schauspieler, und man sah mich ständig im Fernsehen. Aber war ich glücklich? Das glaubten zumindest alle anderen. Ich hatte es ja geschafft, sagten sie. Aber wenn ich tiefer in mich blickte, dann war ich einfach nur einsam.

Die Sympathie der Lehrer teilte sich auf. Manche machten mir das Leben besonders schwer, weil ich nicht länger der Rolle des Schülers entsprach, manche machten es mir besonders leicht, weil sie an mich glaubten.

Ein Lehrer, ein einziger, nahm mich eines Tages beiseite und unterhielt sich mit mir. Noch heute habe ich seine Worte im Ohr. „Lass dich nicht unterkriegen“, sagte er. Ich lachte. „Niemals“, erwiderte ich, weil ich mich stark zeigen wollte.

„Von dir wird viel erwartet“, sagte er.

„Aber das ist unfair. Du verlierst auf diese Weise deine Kindheit. Teenager zu sein, ist wundervoll, weil man alle Fehler der Welt machen darf. Dir aber nimmt man diese Freiheit. Sie wird dir irgendwann einmal fehlen. Wenn du dich später einmal ganz kindisch benimmst, dann denke daran, dass du einfach nur nachholst, was man dir jetzt gerade nimmt.“

Er betrachtete mich eine Weile, dann fuhr er fort: „Aber dafür bekommst du jetzt etwas anderes. Du lernst, mit Verantwortung umzugehen. Andere orientieren sich an dir. Das kann später eine große Chance sein. Auch wenn du jetzt einsam bist, irgendwann wirst du entdecken, dass diese Jahre dich stark gemacht haben. Du entwickelst gerade ein wundervolles Talent. Du kannst Menschen führen und leiten. Sie hören auf dich. Sie machen dich zu einer führenden Persönlichkeit. Das kannst du annehmen und daran reifen oder es zurückweisen und daran scheitern. Ich an deiner Stelle würde es annehmen.“

Natürlich tat ich das Gespräch als nicht so wertvoll ab. Ich gab mich eher gleichgültig, aber seine Worte waren Gold für mich. Endlich war da jemand, der mich verstand.

Dieser Lehrer hatte immer wieder so ein kleines Gespräch mit mir. Ich vertraute ihm immer mehr. Irgendwann hörte ich sehr gerne auf das, was er mir sagte. Durch ihn war ich nicht mehr so alleine.

Es war derselbe Lehrer, der auch die Brüder Fritz und Elmar Wepper unterrichtet hatte. Er unterstützte mich immer wieder mit kleinen Worten und Blicken des Verständnisses.

Und doch sollte ich ein Jahr später im Hochsommer gerade ihn sehr verletzen.

Ich war ein durchschnittlicher Schüler. Ich hatte keine herausragenden Noten, dafür fehlte ich viel zu oft im Unterricht, um für das Fernsehen zu drehen. So hatte ich auch keine sehr gute Note in Mathematik. Das machte aber nichts. Die Abiturprüfungen lagen hinter mir und die Hochschulreife war mir sicher. Ich würde auf die Uni gehen können, gleichgültig, ob ich nun eine Drei oder eine Vier in Mathe im Abschlusszeugnis bekam.

Und so ergriff ich nicht die Chance, meine Note in Mathematik zu verbessern, und ging nicht mehr zur mündlichen Prüfung.

Kurz vor den Sommerferien besuchte ich meinen Lehrer, der sich so fürsorglich um mich gekümmert hatte, um mich von ihm zu verabschieden. Zum ersten Mal in den letzten drei Jahren habe ich ihn regelrecht sauer erlebt. Er war enttäuscht. Er hatte sich vorgenommen, mir durch die mündliche Prüfung zu helfen. Und er hätte dafür gesorgt, dass ich eine bessere Note bekäme. Es hätte ihn stolz gemacht, wenn ich in seinem Fach besser gewesen wäre.

„Habe ich kein Recht auf Erfolg?“, fragte er, und mir wurde klar, dass ich ihn mehr zurückgewiesen hatte, als mir bewusst gewesen war.

Ich hatte ihm nicht die Anerkennung seines Erfolges geschenkt.

Ich hatte ihm nicht das Geschenk der Anerkennung zurückgegeben. Im Gegenteil, ich hatte ihm gezeigt, dass es mir gleichgültig war, welche Note ich in seinem Fach hatte.

Ja, ich hatte ihm diesen Erfolg verwehrt. Gleichzeitig hatte dieser Lehrer wohl den größten Erfolg in meiner ganzen Schulzeit. Denn er lehrte mich mehr als Mathematik. Er lehrte mich das Wesen des Erfolges. Er sah seine Aufgabe darin, für mich da zu sein und mich durch meinen plötzlichen Erfolg als Schauspieler zu begleiten.

Dr. Rainer. Wahrscheinlich lebt er gar nicht mehr. Er hatte schon damals ein stattliches Alter. Aber was weiß ein Teenager schon vom Alter.

Falls es dich noch gibt, lieber Dr. Rainer, vielleicht bist du ja schon neunzig, dann übersende ich dir hiermit meinen Dank. Deine Worte wirken noch heute in mir. Und ja, es tut mir leid, den Integralsatz habe ich noch heute nicht verstanden. Aber deine Liebe und deine Fürsorge. Und deine Worte zur rechten Zeit. Die habe ich verstanden und zu einem Teil von mir werden lassen.

„Sorry, dass ich versagt habe“, sagte ich damals zu ihm.

„Du hast nicht versagt“, lächelte er ruhig und besonnen. „Das kannst du gar nicht. Du weiß vielleicht wenig über mathematische Gesetze, aber mit so einem großen Herzen wie du, da gelten die Gesetze der Mathematik nicht. Da gelten andere Gesetze. Weißt du, Pierre, es gibt Jahre, da unterrichtet man und weiß nicht warum. Und dann …“, sagte er und unterbrach sich. „Ach was.“, sagte er und drehte sich um und ging.

Er musste auch nichts mehr sagen. Wir hatten uns auch beide so verstanden. Er hatte mir etwas Großes geschenkt. Anerkennung, ein wesentlicher Schritt zum wahren Erfolg..

Später sahen wir uns noch einmal im endlos langen Gang der Schule.

Noch heute habe ich den Linoleumgeruch in der Nase und die entfernten hallenden Rufe anderer Schüler. Dr. Rainer stand weit entfernt mit zwei anderen Lehrern zusammen und unterhielt sich mit ihnen. Als er mich am Ende des Ganges stehen sah, ging er zwei Schritte in meine Richtung und verbeugte sich vor mir. Die Verbeugung war mehr als Achtung und Anerkennung. Noch heute sehe ich den endlos langen Gang und diesen wundervollen Mann als entfernte Silhouette.  Noch heute habe ich Tränen in den Augen, wenn ich daran denke.

Er sah auch etwas in mir. Aber seltsamerweise etwas ganz anderes als alle anderen. Und das, was er in mir sah, berührte mich zutiefst. Was also ist Erfolg? Vierzig Jahre später sind es immer noch seine Worte.

Worte, die mich geprägt haben.

  • Überlege dir, wen du mit deinen Worten unterstützen kannst.
  • Hilf anderen. Baue sie auf, schenke ihnen Kraft und Vertrauen. Zeige ihnen, dass sie so, wie sie sind, in Ordnung sind.
  • Und zeige anderen, wenn sie dir geholfen haben, wie wesentlich ihre Hilfe für dich war bzw. ist.
  • Schenke anderen die Anerkennung ihres Erfolges.
  • Deine Anerkennung ist für andere ein großer Erfolg. Gönne das anderen.
  • Schenke anderen die Anerkennung ihres Erfolges

Wenn du anderen hilfst, sie aufbaust oder aber ihnen zeigst, wie wesentlich sie in deinem Leben sind, wirst du es ebenfalls bekommen: das wundervolle Gefühl, wesentlich zu sein. Du machst dann etwas aus in dieser Welt. Du bist für andere wesentlich. Für jemand anderen wesentlich zu sein, ist einer der größten Erfolge, die wir erleben können. Es ist ein Erfolg, von dem wir noch lange zehren können. Manchmal ein Leben lang.

Erfolg ist … die Seele eines anderen Menschen zu berühren. Schenke anderen die Anerkennung ihres Erfolges

Sehr hilfreich ist auch Innere Kind Arbeit.

Wenn du dich dafür interessierst, dann findest du hier einen Link, den ich dir empfehlen kann

https://michaela-merten.de/inneres-kind/

Über dieses Thema schreibe ich auch ganz viel in meinen Büchern.

Vielleicht hast du Lust mal reinzuschauen

„Erfolgreich Wünschen. 3.0“
„Das Gesetz der Resonanz“
„Finde deinen Seelenpartner“