Jemanden aus den Augen verloren? Sehnsucht nach einem Menschen, den man ein halbes Leben lang nicht mehr gesehen hat? Aber nun hat man keine Ahnung, in welcher Stadt er weilt oder ob er überhaupt noch am Leben ist. Man weiß nur eins: Man möchte so gerne wieder in Kontakt mit ihm kommen.

Kein Problem. Wünsch es dir einfach. Deine ausgesandte Energie arbeitet wie eine fantastische Suchmaschine und bietet Lösungen, auf die man selber nie im Leben gekommen wäre. Die Art und Weise, wie geliefert wird, kann man sich nämlich nicht ausdenken. Also sollte man einfach bereit sein, dass der Wunsch erfüllt wird, egal wie.

Die Lösung von Ramonas Wunsch war für sie jedenfalls eine große Überraschung.

Wie Ramona nach 36 Jahren wieder ihren Patenonkel treffen wollte

Ich hatte etwa 36 Jahre lang nichts mehr von meinem Patenonkel gehört. Das ist eine verflixt lange Zeit. Jetzt überlegte ich tatsächlich, ihn vielleicht einmal anzurufen. Aber wie?
Nun, wünsch es dir einfach.
Es gingen rund drei Wochen ins Land.  Mittlerweile hatte ich das Ganze auch schon fast verworfen.

An einem Nachmittag kam mir die Idee, zu meiner Lieblingsbücherei in eine nicht sehr weit von meinem Wohnort liegende Stadt zu fahren. Jetzt vermuten Sie sicher, dass mir besagter Patenonkel dort über den Weg lief. Weit gefehlt!
Ich ging also in diese Bücherei. Es gibt dort drei Etagen mit Büchern. Vor einem Buch blieb ich stehen, weil mich der Titel reizte, und nahm es zur Ausleihe mit. Zu Hause fiel mir ein Zettel aus diesem Buch entgegen: eine Excel-Tabelle mit Namen. Darüber stand „Klasse 2b der Grundschule XY“, daneben der Name der Lehrerin, mit Telefonnummer.

Mein Herz schlug schneller: Sie hatte den gleichen Nachnamen wie mein Patenonkel!

Konnte das denn sein? Ich wohnte in Stadt A , das Buch lieh ich in Stadt B aus, die Telefonnummer war aus einer Stadt C. Wieder überlegte ich.
Nach zwei Tagen rief ich die erwähnte Telefonnummer. Brav nannte ich der Dame am anderen Ende meinen Namen und fragte, ob sie mit diesem Mann irgendwie verwandt sei.
Ich bekam erst einmal die entrüstete Antwort, wie ich überhaupt zu ihrer Telefonnummer käme, denn es sei eine Geheimnummer. Auch das noch!

Ich erklärte ihr die Situation.
Das Komische an der Sache: Sie selbst hat noch nie diese Bücherei der Stadt B von innen gesehen, aber sie arbeitet tatsächlich an dieser Grundschule.

Als Erklärung kam für sie nur ihre Kollegin infrage, die ab und zu die Bücherei besucht. Dann stellte ich nochmals meine Frage, ob sie mit diesem Mann verwandt sei, und ihre Antwort war: „Ja, er ist mein Vater.“

Bücher auf drei Etagen verteilt – ich kann nicht sagen, wie viele Bände.
Ein Buch greife ich heraus – und dann so etwas. Das Buch war laut Stempel seit zwei Jahren nicht mehr ausgeliehen worden.

Ramona